Windelfrei: Wie anfangen? 4 goldene Standardsituationen

Windelfrei: Wie anfangen? 4 goldene Standardsituationen

Ulyas Tochter Elvan wurde im März 2017 geboren und sie wollte mit ihr von Anfang an Windelfrei machen: Doch wie kann man mit Windelfrei anfangen?

Zwei Monate lang hat Ulya ihre Tochter Elvan nur beobachtet, aber nicht abgehalten. Kann das so klappen?

In diesem Blogartikel gibt dir Ulya einige Tipps, um mit Windelfrei und dem Abhalten entspannt zu beginnen und erzählt über ihre ganz persönlichen Erfahrungen. Dieser Artikel ist als erstes auf Ulyas Blog erschienen.

Windelfrei oder Abhalten (mit Stoffwindeln) beginnen und anfangen

Und jetzt bekommt Ulya das Wort:

Was ist Windelfrei?

Windelfrei oder auch Ausscheidungskommunikation (engl. Diaper Free, Elimination Communication, Baby-Led Potty Training) heißt das Ausscheidungsbedürfnis, das Babys von Geburt an kommunizieren, nicht zu ignorieren, sondern angemessen darauf zu reagieren und das Kind beim Sauber bleiben zu unterstützen.

Wenn du einmal mit einem Säugling (Teilzeit-)Windelfrei praktiziert hast, dann weißt du nach wenigen Tagen/Wochen, dass Babies ihr Aussscheidungsbedürfnis wahrnehmen und auf ihre Arten und Weisen mitteilen. Aber natürlich nicht so wie du und ich ewig einhalten können, aber doch schon um einiges länger, als man Babys zutraut!

Warum nicht einfach immer wickeln? Pro und Contra

Für mich war schon lange vor meiner Schwangerschaft klar, ich will eine Windelfrei-Mami sein. Auf Reisen und längeren Aufenthalten im Ausland, besonders in China, wo Kinder die sogenannte 开裆裤 kāidāngkù – Schlitzhose tragen, konnte ich immer wieder feststellen, wie gut Windelfrei in anderen Kulturen klappt.

Und nach langer Recherche und viel Austausch in Foren und mit anderen Windelfrei-Mamas war mir klar, dass ich diesen Weg gemeinsam mit meiner EML gehen werde. Und hier meine Argumente für und gegen ein Windelfrei-Baby:

Pro

  • Weniger Gequengel, denn das Baby will weder sich selbst noch dich beschmutzen und jammert und windet sich weniger, wenn du es abhältst (= übers Töpfchen halten)
  • Keine Chemiebomben am zarten Babypopo
  • Weniger Müll(berge) bzw. Wäsche
  • Kein schmerzender, wunder, roter Po mehr
  • Mehr Bewegungsfreiheit
  • Man kann (Teilzeit- ) Windelfrei an jeden Alltag anpassen und daher kann JEDER, der Windeln wechselt, auch (Teilzeit-) Windelfrei machen.
  • Kinder werden unter Umständen schneller trocken als Windelkinder, weil sie sich ihrer Ausscheidungen bewusst bleiben. Ich fand es eh schon immer seltsam, dem Kind beizubringen, dass es in die Windel machen darf bzw. soll, nur um es ihr oder ihm dann doch wieder (mühselig) abzugewöhnen.

Contra

Windelfrei anzufangen, habe ich mich nicht getraut

Ich habe ca. zwei Monate die Signale meines Babys „beobachtet“, konnte aber nie etwas feststellen mit der Windel an. Komisch!

Und habe auch nie aktiv versucht mein Kind abzuhalten. Noch komischer!

Kein Wunder, dass das Anfangen mit Windelfrei nicht klappt, wenn man es nicht einmal aktiv versucht. 😅

Hätte ich die blöde Windel doch mal direkt weggelassen oder einfach aufs Gefühl gehört und probiert.

Es hat erst geklappt, als ich einfach mal entspannt mit den 4 goldenen Standardsituationen angefangen habe.

Auch ein aktiver Austausch mit anderen Windefrei-Mamas hat mich stark unterstützt. Ich kann jeder Mutter (Teilzeit-)Windelfrei nur ans Herz legen.

Zu wissen, dass mein Kind immer trocken ist und nicht in Pipi oder Aa sitzt finde ich beruhigend und wichtig.

Hat man allerdings den „Trick“ einmal raus, gibt es kein zurück mehr. Wenn meine Tochter im Tuch sitzt und sich windet und ich merke sie muss, kann sie aber nicht abhalten tut sie mir unendlich leid.

Wer will schon in Pipi und Aa sitzen?!

Früher war es mir nicht bewusst und ich dachte mir nichts bei Unruhe… jetzt sinkt unterwegs, wenn ich nicht abhalten kann, das Mutterherz. 😊

Wie fange ich mit Windelfrei an und woher weiß ich, dass mein Kind mal muss

Du musst nicht die ganze Zeit auf Windelfrei Signale deines Babys warten, um mit Windelfrei anfangen zu können.

Verwende einfach die „4 goldenen Standardsituationen“ und praktiziere das Baby Abhalten zu diesen Zeiten.

  1. direkt nach dem Aufwachen
  2. sobald du dein Kind in oder aus dem Tuch, Trage, Kindersitz oder Hochstuhl holst
  3. bei / nach jedem Windelwechseln (diesen einen Schritt kann jeder machen, weil man ja eh schon mittendrin ist sozusagen)
  4. sobald du merkst dein Kind pupst. Oft ist es ein Vorbote für mehr. Selbst wenn nur Luft rauskommt, so ist dein Kind erleichtert und es gibt Abhaltepositionen, die es deinem Kind leichter machen. Die Abhaltepostion gleicht übrigens der tiefen Hocke.

Du musst auch nicht immer und überall abhalten. Vielleicht fängst du an nur morgens oder abends abzuhalten und schaust mal wie gut es klappt. Natürlich darf dein Kind auch eine Windelfrei Windel als Backup tragen (ich habe immer eine Backup-Windel, egal wie gut es klappt).

18 Signale und weitere Infos

  1. Halte ab, wenn dein Kind plötzlich unruhig wird und sich dreht und windet oder unerklärlicherweise quengelig wird (obwohl sie/er satt, ausgeschlafen, Windel trocken, Bäuerchen, kein Fieber etc.)
  2. Dein Baby kullert nachts hin und her und jammert und nörgelt …
  3. Biete deinem Baby das Töpfchen an, wenn du merkst es drückt (und drückt und drückt).
  4. Halte ab, wenn dein Kind an der Brust unruhig immer wieder an- und abdockt.
  5. Entscheide dich für ein oder zwei Schlüsselsignale wie psss psss, lululu, mmmh etc. (ich benutze nur eins).
  6. Hast du dein Kind auf dem Schoß und du merkst wie der Popo warm wird, halte ab.
  7. Sprich mit deinem (neugeborenen) Baby z.B. „Ich halte dich noch mal ab, bevor ich dich ins Tuch (Autositz, Babystuhl) nehme.“ „Guten Morgen, komm wir gehen eben mal auf Toilette.“ (Die meisten Menschen müssen schließlich nach dem aufwachen Pipi machen, genauso Babies.)
  8. Es schüttelt sich, als würde es kurz frösteln.
  9. Es schaut ganz ruhig, selig, verträumt.
  10. Dein Baby schaut zum Töpfchen.
  11. Dein Baby zupft an der Windel.
  12. Halte ab, wenn du glaubst es muss oder einige Zeit verstrichen ist. Denk nicht lange nach, mach einfach. Entweder die Windel ist voll und du hättest eh wechseln müssten, oder sie ist sauber und bleibt sauber, auch gut. Vertraue auf deine INTUITION! Mit Übung und Gelassenheit wird auch die Inuition besser.
  13. Bedenke jedes Kind signalisiert anders und Signale können sich auch regelmäßig ändern. Lerne dein Kind immer wieder neu kennen. 😊
  14. Schließ dich mit anderen Eltern zusammen und tauscht euch aus. Das hat mir besonders viel geholfen und hilft mir immer noch.
  15. Wechsele die Windel, sobald du merkst sie ist dreckig. Lass dein Kind nie in seinem eigenen Dreck sitzen.
  16. Babies sind viel Pinkler am Morgen, die Abstände werden zum Abend hin länger.
  17. Akzeptiere auch ein „Nein, ich will nicht.“ und / oder Nein, ich muss nicht.“
  18. Strafe, Stress und Druck haben hier keinen Platz!!!
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    Meine zwei besten Windelfrei Tipps

    1. Solltest du feststellen, dass es dich doch eher stresst als entlastet, oder du zu verkrampft an die Sache rangehst hör auf. Vielleicht magst du es zu einem späteren Zeitpunkt wieder versuchen. Stress überträgt sich auf dein Kind und dann kann es gar nicht klappen und Frust macht sich breit.
    2. Selbst wenn du wirklich null Zeit oder Lust hast, kannst du Teilzeit-Windelfrei machen: Stelle ein Töpfchen oder eine Schüssel neben deinen Wickeltisch und halte dein Baby nur beim Windelwechseln ab. Alte, volle Windel weg, kurz übers Töpfchen halten, Signalton machen, warten (entweder kommt Pipi-Aa oder nicht) und dann ab in die saubere Windel.

      Was ziehe ich meinem Kind bei Windelfrei an

      Ich ziehe meinen Kind bei Windelfrei ganz normale Bodies oder sehr lange Unterhemden an und benutze Stoffwindeln. Entweder ich nehme Mullwindeln mit Überhose oder Waschlappen mit Überhose.

      Für die Beine finde ich Stulpen/Babylegs, besonders nachts, einfach toll. Sie machen das Abhalten unkompliziert. Kein Hose runter-rauf-rauf-runter und die Beinchen bleiben auch warm. Du kannst z.B. auch deine eigenen Socken zu Babystulpen umfunktionieren, das spart Kosten und du kannst gucken, ob es für euch funktioniert.

      Wie funktioniert das windelfreie Abhalten bei uns?

      Abhaltepositionen gibt es so einige. Ich nehme meine Tochter auf den Arm in die Hocke und halte sie entweder über Töpfchen, Toilette oder Waschbecken ab. Manche Kinder mögen es aber lieber im Liegen abgehalten zu werden.

      Probiere hier aus, was für euch am besten funktioniert, aber bedenke bitte bei den ganz kleinen, dass Kopf, Nacken und Rücken gut gestützt sind.

      Und wie gesagt alles ohne Stress, Druck oder Strafe, ein positives entspanntes Mindset ist ALLES.

      Fürs Abhalten bekommt man ein Gefühl und lernt schnell und weiß, dass bzw. wann das Baby fertig ist. Aber ich halte sehr selten länger als 30 Sekunden – eine Minute ab (außer der Stuhlgang verlangt nach einer etwas längeren Sitzung 😅).

      Und natürlich halte ich nicht 60 Minuten lang ab und warte bis hoffentlich vielleicht irgendwann Pipi-Aa kommt.

      Ich hoffe das ist klar.

      4 Windelfrei Tipps: So klappt der Start ganz sicher

      Tipp 1 – Bleib entspannt, hab Spaß.

      Es ist kein Wettbewerb und es gibt keinen Druck. Ärger dich nicht wenn Baby-Pipi-Kacke auf dir oder deinem Kind landet. Ich bin mir sicher Wäsche waschen muss man ja so oder so irgendwann.

      Bist du den ganzen Tag unterwegs, zieh deinem Kind eine Windel an. Willst du nur einmal am Tag abhalten oder nur morgens und abends abhalten auch gut.

      Du und dein Baby macht eure eigenen Regeln, nach eurem Rhythmus. Es soll ja für euch funktionieren.

      Tipp 2 Hör auf dein Gefühl!

      Wenn du denkst, oh vielleicht muss er oder sie (schon wieder)… zack übers Töpfchen (Waschbecken, Toilette, Gebüsch) heben und kurz warten. Ich meine was soll schon passieren?

      Ich habe mich am Anfang oft geirrt und wenn schon, denn mittlerweile liege ich auch fast immer goldrichtig. 😬

      Tipp 3 – Lass die Wegwerfwindeln weg

      Lass die Windel weg und dein Baby untenrum frei, nehme Mullwindeln mit Überhose oder Waschlappen mit Überhose und schaue einfach mal was passiert. So kannst du am Anfang besser einschätzen, wie z.B. die Pipiabstände sind.

      Hab immer ein Töpfchen griffbereit. Benutze möglichst keine Wegwerfwindeln, sie wiegen dich in „Sicherheit“ und machen dich unaufmerksam.

       

      Tipp 4 - Beziehe Familie und Freunde mit ein

      Erkläre auch der Family und Freunden wie es funktioniert, vielleicht und hoffentlich mögen sie dich unterstützen.

       

       

       

      Wie reagiert meine Umwelt auf Windelfrei?

      Meine Familie und Freunde sind offen und fragen interessiert und stehen hinter mir. Die wissen schon, dass ich keinen Quatsch mit meiner Tochter mache. Anders sieht es mit Leuten aus, die weniger offen für „Neues“ oder „Anderes“ sind. Reaktionen reichen von Ungläubigkeit bis hin zu Verständnislosigkeit. (Besonders von Menschen, die „nur“ aus Büchern gelernt haben und glauben Babies kommen schon mit Pampers Super Dry auf die Welt.) 😅😉

      Und, ich was mache ich? Wie reagiere ich? Um ehrlich zu sein, sind mir andere egal. Meine gleichgesinnten Windelfrei-Mamis und ich, wir wissen, wir verstehen.

      Ich rechtfertige mich nicht und erkläre nicht – außer es wird ausdrücklich danach gefragt. Unsicherheiten habe ich keine, denn ich weiß ja wie gut es klappt. Lass dich also von niemandem verunsichern, du bist nicht allein! Findet den für euch richtigen Weg.


      Ich bin Ulya und 34 Jahre alt. Nach meinem Studium, Ostasienwissenschaften und einigen verschiedenen Bürojobs, habe ich beschlossen, dass ich im Bereich Bewegung (u.a. POP Pilates, Yoga) besser aufgehoben. Ich habe mich dann in diesen unterschiedlichen Bereichen fortgebildet und gearbeitet und tue dies neben dem bloggen auch weiterhin.

      Meine Tochter wurde im März 2017 geboren und hat mein Leben wie erhofft komplett auf den Kopf gestellt.

      Den Blog, ulyaversum, habe ich ursprünglich angefangen um meine eigenen (Reise)Erfahrungen für Familie, Freunde und mich festzuhalten, eine Art Logbuch, und irgendwann hat sich das Ganze verselbstständigt und ist über die Zeit um einiges gewachsen.

      Seit der Geburt meiner Tochter sind für mich natürlich auch alle Themen rund ums Kind am spannendsten, also schreibe ich, neben Themen wie Reisen und Bewegung, nun auch immer auf, was ich neues als Erstmama lerne, erlebe und denke.

      Diese Artikel wirst du spannend finden:

      Ulyas Blog findest du unter

      ulyaversum.de

       

       

       

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