Erfahrungsbericht Windelfrei - Back-Ups, Abhaltestreik, Trockenwerden

1. Wickeln mit Wegwerfwindeln
2. Die Windelfrei-Anfänge
Irgendwann bin ich auf das sogenannte Windelfrei gestoßen. Wie es dazu kam? Ich habe mich, als mein Sohn ca. 5 Monate alt war, bei www.rabeneltern.org angemeldet und hatte dort mehrere Aha-Erlebnisse :-) Unteranderem kamen wir so auf verschiedene Blogs, einer interessanter als der andere. Auf einem dieser Väterblogs (Ich weiss leider nicht mehr welcher), stand ein Bericht über "Windelfrei" und warum das funktioniert. Ich las das meinem Mann vor und überraschenderweise sagte er: "Lass uns das ausprobieren!" Ja, und dann war das Kind nackig und glücklich. Er trug nur T-Shirts und Babylegs. :-) Wir waren sehr selten unterwegs in diesem Sommer, da es soooo heiß war. Nur sehr früh morgens oder sehr spät abends haben wir das Haus verlassen. Er bekam eine Mulli umgeschlungen, die ich mit Druckknöpfen (KAM-Snaps) versehen habe, Babylegs an und kam ab in die Trage oder ins Tuch.
3. Schutz und Back-Up für "Windelfrei"
Natürlich haben wir zuhause für einen gewissen Schutz gesorgt. Zum einen habe ich bei ebay einen recht dicken Baumwollstoff- sehr viele Mullwindeln
- zwei Bettunterlagen aus Molton von Alvi
- ein paar 80x80 und 40 x40 Moltons
4. Tricks und Tipps, die dir bei "Windelfrei" helfen können
Am Anfang haben wir ein Stück Tafelfolie übers Klo geklebt und eine Pipi/Kaka ja/nein Statistik geführt, die Abends fotografiert wurde (Statistiknerds *g*). Zum Auswerten kamen wir allerdings nicht mehr so wirklich. Aber es war schön zu sehen, wie erfolgreich das Ganze war. Im Klodeckel hatten wir Spiegelfolie geklebt und der Kleine liebte das sehr.


5. Windelfrei-Pannen
Natürlich gab es ab und an Pannen und Pfützen. Genervt war ich eigentlich nie, manchmal frustriert, dass ich was übersehen habe, nicht aufmerksam genug war, etc. Das Sofa hat erstaunlicherweise nie etwas abbekommen. Die einzige kritische Pfütze war im Bad auf dem Hocker oben. Ich hab es nicht bemerkt und das Kind rutscht aus *kreisch* Ich hab ihn Gott sei Dank gefangen. Danach gab's überall diese Toftbo-Badematten von Ikea. Die saugen ordentlich was weg — Sogar bei einer Waschmaschinenhavarie :-)6. Signale, Rhythmus, Timing
7. Signallaute
Unsere Signallaute, damit der Kleine merkt, dass er pinkeln konnte, waren unterschiedlich:- Nachts immer noch "schschsch", weil das im Dunkeln und im Halbschlaf einfach am besten klappt. Aber immer zusammen mit einem Muskelentspannen meinerseits, also noch ein körperliches Signal dazu.
- Tagsüber hatten wir das Lied.
- Dann 'jetzt kannst du' oder ähnliches.
8. Abhaltepositionen
Mein Mann grundsätzlich vor der Brust, mit Gesicht nach vorne. Außer vor dem Schlafengehen, da gehört zu ihrem Ritual, dass der Kleine auf dem Rand der Wanne steht und Papa ihn festhält und leicht nach vorne beugt :-) Ich mache das auch, habe aber noch die Wiegeposition, vor allem nachts, da geht's nur mit Brust im Mund - nach wie vor *g* Wo hinein?- Am Anfang von Windelfrei haben wir Badewanne, Klo und Badwaschbecken benutzt.
- In jedem Raum stand ein größeres Gefäß (Ikeapapierkorb, Clearbox, Rührschüssel, Blumentopf). Aber es musste bald alles erhalten, auch Kaffeetassen :)
- Im Küchenwaschbecken war das auch immer eine Art Anreiz, das jeweilige dort stehende zu treffen :)
- In öffentlichen Verkehrsmittel haben wir auf einen Wegwerfwindel gepinkelt.
- Bäume fand er immer super. Zur Zeit pinkelt er gerne über Zäune.
9. Abhaltestreik
Im September kamen dann selbst genähte Pocketwindeln ans Kind. Kurz darauf habe ich PUL bestellt und wasserdichte für die Nacht genäht. Aber die Nähe zogen immer Wasser, das hat mich genervt. Also gab es unsere ersten gekauften Stoffwindeln, 3 Alvababy Pocketwindeln aus PUL mit Mikrofaser und Bambusbooster. Das hat super funktioniert! Aber auch hier war ich wieder genervt, weil es ja meist nur ein bisschen Pipi war und immer war die ganze Windel nass. Mit 11 Monaten fing das Kind an zu laufen und es kam ein fetter Abhaltestreik. Von 11 Monate bis ca. 13 Monate ging nullkomma nix. Es war Winter und wir sind für draußen und morgens zurück zu Pampers. Das war eine schlimme Zeit. Ich wusste ja, dass er muss. Er streckte sich aber durch beim Versuch ihn abzuhalten und kreischte ganz schrill, wenn man ihn darauf ansprach. Ich hab sehr gelitten unter dieser Ohnmacht und habe viel im Rabeneltern-Forum dazu gepostet. Immer wieder kam dort die Antwort 'Es ist nur eine Phase'. Das versuchte ich mir zum Mantra zu machen. Ich habe resigniert, Pampers bestellt und (im Stehen) gewickelt. Eine Zeit lang habe ich probiert ihn abzuhalten oder aufs Töpfchen zu setzen. Danach nicht mehr. Ich habe nur durchgehalten, weil es nachts ja einwandfrei geklappt hat! Als das auch nicht mehr ging, da gab's die AIOs, drei Stück im Wechsel. Teilweise mit Wollüberhose, bis er selber nicht mehr wollte. Seit dem schläft er nachts unten ohne. Manchmal mit Nachthemd. Aber auch in Windeln habe ich ihm - vorallem vor der Nacht - mitgeteilt, dass ich ihn gerne abhalte, wenn er muss. Eine Zeit lang habe ich nachts nur nach Uhr abgehalten und die Windel war meist trocken. Erstaunlicherweise aber häufiger die Wegwerfwindeln als die Stoffwindeln! In der Phase des Abhaltestreiks haben wir versucht ihn nach jedem Pipi trocken zu legen. Also so oft er das zuließ. Wir wurden auch kreativ und haben z.B. die PULs geknöpft und ihm als 'Höschen' angezogen. Irgendwann hat er gemerkt, dass man in Pampers 'länger' kann und wählte dann selber eine solche Windel aus. 'Es ist nur eine Phase, es ist nur eine Phase!' Dann bin ich auf deinen Blog gestossen und hab die Flip Snap Hybridwindel gekauft (Zuerst die Klett-Version, das geht ja gar nicht!). Ich habe kleine Handtücher als Einlage reingelegt und alle waren happy. Naja fast: Mich machte rasend, dass die Einsteckteile so klein sind, dass sich beim laufenden Kind alles rauswurschtelt. Zum Abhalten und Teilzeit-Windelfrei ist die Flip eher ungeeignet. Vielleicht hätte ich lieber andere probieren sollen, da halten die Einlagen anscheinend besser ;-) Das habe ich mir übrigens zum Vorbild genommen und (erfolgreich) mit freier Menstruation angefangen.10. Trocken werden nachts

11. Tagsüber trocken werden
Tagsüber wollte er dann plötzlich auch keine Windeln mehr. Er zog sie selber aus und entdeckte das Töpfchen für sich. Mist, eigentlich wollte ich noch die gDiaper ausprobieren... Das letzte Mal eine Windel trug er am 5. Mai 2015. Unfälle sind an zwei Händen abzählbar! :-) Davor hatte er die Windeln und Babylegs oder andere Stulpen an, selten auch mal eine Leggings, aber zuhause eigentlich nie. Die Stoffwindeln sind aber auch zu schön, um sie zu verstecken und es ist viel praktischer so gewesen! Als er keine Windeln mehr wollte, hat er sie sich einfach runtergezogen.
12. Mut und Zuversicht
Mein Mut und meine Zuversicht ihm einfach zu vertrauen und "einfach so" zu machen, kommt daher, weil ich irgendwann gemerkt habe, WAS er schon alles kann, für sich entscheiden kann, versteht, abwägt, etc. Man traut (kleinen) Kindern im Allgemeinen viel zu wenig zu, glaube ich. Und wichtig ist, denke ich, neben Vertrauen die geeignete Kommunikationsform zu finden. Daran arbeite ich immer noch, aber je besser ich werde, desto zuversichtlicher wurde/werde ich. Für mich essentiell in meiner 'Herangehensweise' an das Kind als solches war 'Liebe und Eigenständigkeit' von Alfie Kohn, weil er mir die Augen für so vieles geöffnet hat, was in der Kommunikation mit Kindern, auch Kleinstkindern so wichtig ist: das Zuhören! Mein Mann meint noch, bei ihm war das so, dass er halt noch ein Wechselset (und auch eine Windel) dabei hatte. Er sagte sich: "Probieren wir's so lange, bis etwas passiert. Dann kann ich dich ja immer noch umziehen und gegebenenfalls eine Windel ran machen." Und es ist halt selten was passiert. Hier auch wieder: Entspannt sein und nicht gleich aufgeben. Das war es zumindest bei uns, glaube ich. Und jetzt sind wir quasi fast ein volles Jahr "windelfrei" :-) Und ich hätte mir das nie träumen lassen und es keinem geglaubt, selbst im April noch nicht, obwohl er schon im Mai trocken und komplett ohne Windel war.13. Zwei wichtige Punkte für Windelfrei
Im Nachhinein kann ich noch zwei Punkte festhalten:- Entspannt sein ist enorm wichtig. Phasen, in denen es bei uns Eltern stressig war, waren auch mit vielen Unfällen korreliert.
- Und ich glaube, dass unsere lange Streikphase mitbegründet war durch das relativ abrupte und nicht gut kommunizierte draußen-nicht-mehr-abhalten wegen Schneeanzug, Wetter etc. Wir hatten es nicht mal versucht, leider. Es war einfach klar, dass man mit Schneeanzug zu viel auspacken müsste. Aber wir haben auch nicht nach Alternativen gesucht :-(
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