Schlüsselsignale sind ein wichtiger Baustein des Windelfrei Konzeptes, denn sie zeigen dem Baby wann und wo es das kleine oder das große Geschäft erledigen darf. Ganz ohne Schlüsselsignal kann es leicht zu einem Abhaltestreik kommen, weil der Wechsel zum Töpfchen und die Unterstützung der Autonomiebestrebung des Kindes deutlich schwieriger wird.
Dieser Blogbeitrag ist außerdem interessant, wenn du möchtest, dass dein Kind Bescheid gibt, wenn es mal muss.
Der Sinn von Schlüsselsignalen
Abhalten und Teilzeit-Windelfrei müssen nicht mit dem Abhalten, Töpfchen und Toilette beginnen. Die Windelfrei-Kommunikation kann schon Wochen vorher ganz entspannt und ohne Druck starten.
Eltern in vielen Kulturen lassen ihr Baby zunächst einige Zeit lang nackig und ohne Windel neben sich oder auf ihren Beinen liegen. Jedes Mal, wenn es ausscheidet geben sie einen spezifischen Laut von sich. Abgehalten wird das Baby erst einige Wochen oder Monate später: Es weiß dann aber schon genau, was von ihm erwartet wird.
"Pssss" bedeutet, dass ich jetzt Pipi machen kann.
Kinder-freundliche Windelfrei-Kommunikation
Um bei Teilzeit-Windelfrei als auch beim Trockenwerden eine gute Kommunikation mit deinem Kind aufzubauen, kannst du dich an diese drei Tipps halten:
- Kommuniziere mit deinem Baby oder Kleinkind auf altersgemäße Art und Weise.
- Sprich positiv über die Ausscheidungen deines Kindes und vermeide abwertende Bezeichnungen.
- Zeige deinem Kind, wie es Bescheid geben kann.
- Fasse dich kurz (Das ist meine wichtigste Empfehlung für Mamas und Papas von Babys, Kleinkindern oder Kindergartenkindern.) Wähle für wichtige Bedürfnisse wie das große Geschäft deswegen nur ein besonderes Geräusch oder einen Laut, ein Wort, ein Bild, eine Handlung oder eine Gebärde.
Welche verbalen und non-verbalen Signale gibt es?
Denkst du beim Wort „Kommunikation“ sofort an gesprochene Worte und lange Unterhaltungen? Ja, das ist wohl die bekannteste Art zu kommunizieren.
Aber es gibt noch viel mehr Möglichkeiten der Kommunikation. Schon allein mit Lauten kann man viel mitteilen: Ein ängstliches „hu“ oder ein wohliges „mmh“ beim Essen sind eindeutige Signale.
Wahrscheinlich kennst du auch die Gebärdensprache. Das ist eine vollständige und anerkannte Sprache, die vor allem von gehörlosen Menschen genutzt wird.
Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen, die zwar hören, aber von der neuro-typischen Norm abweichen (z. B. Kanner-Autismus, Demenz), kann das Finden von Worten sehr schwerfallen. Manchmal können sie kein einziges Wort aussprechen. Das heißt aber nicht, dass sie nichts zu sagenhaben. Deshalb profitieren sie davon, wenn man ihnen zeigt, wie sie mit Bildkarten kommunizieren können. Viele Kinder und Erwachsene bauen dann sehr schnell ein umfangreiches Vokabular auf und können mithilfe der verschiedenen Bilder auf ihren Smartphones und Tablets ihre Bedürfnisse ausdrücken und Gespräche führen.
Auch deinem präverbalen Baby oder Kind können Gebärden und Bildkarten helfen sich mitzuteilen, selbst wenn das Formen von gesprochenen Worten mit Kehlkopf und Mund noch nicht funktioniert. Keine Angst: Gebärden und Bildkarten verhindern das Erlernen der normalen Sprache nicht, sondern sie fördern und unterstützen es!
1) Präverbale und verbale Schlüsselsignale für Teilzeit-Windelfei
Meist greifen Windelfrei-Eltern auf einfache Laute als Signale zurück. Das sind Geräusche, die du mit dem Mund erzeugen kannst und die einige Babys auch nachmachen können!
- kleines Geschäft: „pfff“, „sss“, „zzz“ oder „pss“ wie laufendes Wasser
- großes Geschäft: „mhh, mhh“ oder „uhh, uhh“ wie festes Drücken
- pusten
Wählt man statt Lauten einfache Wörter, bieten sich die folgende „Code-Worte“ an:
- kurze, wortähnliche Lautäußerungen wie „Lulu“, „Aa“
- kurze Wörter wie „Pipi“, „Kacka“, „Töpfchen“
- meine Empfehlung: „Pipi-Aa“ (viele Kinder sagen am Anfang „Aa“ zum kleinen und großen Geschäft)
Die Kommunikation mit diesen einfachen Signalen funktioniert in beide Richtungen: von dir zum Kind und vom Kind zu dir. Lass dein Kleinkind, das schon vieles verstehen kann, deshalb wissen, wie es Bescheid geben kann: „Das nächste Mal, wenn du musst, rufe laut Mama Pipi-Aa. Pipi-AA!“
2) (Visuell) Gestützte Kommunikation bei Teilzeit-Windelfrei
Extrem hilfreich ist es aber auch, gemeinsam mit dem präverbalen oder verbalen Signal eine visuell gestützte Kommunikationsart einzuführen.
Diese drei Zeichensysteme eigenen sich besonders gut:
- Auf das Töpfchen oder einen anderen Gegenstand klopfen (z. B. Badtür, Klodeckel)
- (Baby-)Gebärdensprache
- Toilette 1
- Toilette 2
- Badezimmer
- nass
- Töpfchen in ASL (American Sign Language)
- Bildgestützte Kommunikation (Picture Exchange Communication System, PECS)
- ausgedrucktes Töpfchensymbol
- Foto vom Kind auf dem Töpfchen
- Tipp: Klebe das Bild oder das Foto an mehrere Stellen in eurer Wohnung, um deinem Kind die Kommunikation zu erleichtern.
Übrigens: Dieses Vorgehen erleichtert nicht nur das Trockenwerden deines Kindes, auch andere wichtige Themen und Bedürfnisse wie Milch, Essen, Wasser, Schlafen, Apfel, Hund und mehr verdienen so ein praktisches Kommunikationsmittel.
Wie kannst du diese Zeichen für Windelfrei und fürs Trockenwerden einsetzen?
- Mache das besondere Windelfrei-Geräusch, immer wenn du dein nicht-mobiles Baby beobachtest und es sein kleines oder großes Geschäft erledigt.
- Immer wenn dein Kind auf dem Töpfchen oder der Toilette sitzt, sagst du das Signalwort, klopfst auf das Töpfchen, machst eine Gebärde und/oder zeigst auf ein Bild.
- Zusätzlich kannst du das Schlüsselsignal zeigen, wenn das kleine oder große Geschäft in der Windel oder der Hose gelandet sind.
Schlüsselsignale für Teilzeit-Windelfrei im ersten Lebensjahr
Das von dir gewählte Zeichen hilft deinem Baby eine Verknüpfung zum Akt des Loslassens und Ausscheidens aufzubauen. Jedes Mal, wenn du das Signal verwendest, stärkst du die Assoziation deines Kindes vom Symbol zum kleinen oder großen Geschäft. Unterstützt wird diese Verbindung bei mobilen Babys durch die Schlüsselposition vom „Töpfchen“ bzw. „Klo“ oder durch die „Anhockhaltung“, die ihm zeigt, dass es okay ist, hier auszuscheiden.
Je öfter dein Baby abgehalten wird und das Schlüsselsignal hört, desto stärker kann es sich das Signal zu eigen machen. Denn das ist das Faszinierendste: Viele Babys und Kleinkinder fangen nach einigen Monaten an, den Laut oder das Zeichen zu machen, auf das Töpfchen zu klopfen oder auf das Bild zu zeigen, wenn sie Hilfe beim Toilettengang brauchen.
So funktioniert die Kommunikation am besten: praktische Tipps zur Auswahl deiner Schlüsselignale
- Passe dein Zeichen an das Alter deines Kindes an:
- Am Anfang können Babys noch nicht so gut sehen, weshalb Geräusche und Wörter sinnvoller sind als Zeichen und Gebärden.
- Sobald dein Kind auf etwas zeigen kann, eignen sich insbesondere Bilder als Signalgeber.
- Wenn dein Baby krabbeln und laufen kann, kann das Klopfen auf das Töpfchen ergänzt werden. Mobile Babys profitieren also zusätzlich von einem visuellen Signal.
- Ab dem 9. Monat haben viele Eltern gute Erfahrungen damit gemacht, „Pipi“/„Lulu“ und „Kacka“/„Aa“ zu verwenden, da diese simplen Wörter zwischen 12 und 18 Monaten relativ einfach von ihrem Kind ausgesprochen werden können. Eine Kombination mit Gebärden, dem Klopfen auf das Töpfchen oder dem Zeigen auf ein Bild ist aber auch dann noch hilfreich.
- Welches Zeichen auch immer du auswählst, benutze es über eine längere Zeit und regelmäßig. Habe Vertrauen!
- Wie schaffst du es, dass dein Kind irgendwann Bescheid sagt? Am besten funktioniert das, wenn du deinem Baby oder Kleinkind einen lautgestützten UND einen visuellen Kommunikationsweg aufzeigst! :-)
- Führe auch für andere wichtige Alltagsgegenstände eine Gebärde oder ein Bild ein, um deinem Kind die Kommunikation seiner Wünsche zu erleichtern.
Schlüsselsignale, damit dein Kleinkind Bescheid sagt, wenn es mal muss
Kinder wollen selbst tun! Du unterstützt dein Baby beim Trockenwerden, wenn du ihm bei jedem Töpfchenbesuch und bei jeder nassen Windel zeigst, wie es dir schnell und einfach mit Hilfe eines Schlüsselsignales oder „Code-Wortes“ Bescheid geben kann.
Ist dieser Schritt gemacht, kannst du deinem Kind helfen, selbst aufs Töpfchen zu gehen. Wenn es nämlich ohnehin „mit Kleidung gewickelt“ wird, dann würde das Bescheidgeben und das Selbstmachen nur unnötig Energie kosten. So aber gehst du auf das Bedürfnis deines Kindes ein, Stück für Stück selbstständig zu werden: „Hilf mir, es selbst zu tun“ (Maria Montessori).
- Zeige deinem Kind deswegen entspannt und in kleinen Schritten, wie es sich selbst seine Kleidung aus- und anziehen kann.
- Nimm deine unterstützende Hilfe immer ein kleines bisschen mehr zurück.
Die Koryphäe im Bereich Sauberkeitserziehung Dr. rer. nat. habil. Gabriele Haug-Schnabel hat einen wertvollen Tipp:
„Es muss sich lohnen, trocken und sauber zu werden. Der zugewandte 1 :1-Kontakt beim Wickeln oder bei der Begleitung zur Toilette muss beim Sauberwerden des Kindes durch andere Zuwendungsrituale ersetzt werden. Wenn alles gut läuft, geht das Sauberwerden bereits bei Zweijährigen mit einem Selbstbewusstseinsschub einher, der auch Auswirkungen auf Selbstständigkeitstendenzen in ganz anderen Bereichen hat. Ein sauberes Kind will sich auch selbst waschen, sich allein anziehen und allein essen. Erwachsene trauen „sauberen“ Kindern mehr zu als gleichaltrigen Windelträgern und übergeben ihnen anspruchsvolle Aufgaben in Eigenverantwortung, was deren Entwicklungsprozesse wiederum anfeuert.“
ZeT – Gabriele Haug-Schnabel