Wir hören immer gerne von Eltern, die ihre Erfahrungen mit Stoffwindeln, Windelfrei und dem Trockenwerden mit uns teilen. Besonders freut uns natürlich, wenn wir etwas dazu beitragen konnten!
Im Folgenden berichtet Gaby von ihrem Einstieg in die Welt der Stoffwindeln - und vom Start mit dem Töpfchen.
Stoffwindelbericht von Gaby
Liebe Julia,
ich möchte mich herzlich bei Dir bedanken. Deine Seite mit den vielen Informationen und auch der überschaubaren Auswahl im Shop machen einen Einstieg in das Stoffwindel-Leben denkbar einfach.
Und vielleicht kannst Du den ein oder anderen Abschnitt aus meinem Erfahrungsbericht sogar gebrauchen. 😉
Der erste Kontakt zu Stoffwindeln
Vor gut einem Jahr setzte ich mich das erste Mal mit dem Thema Stoffwindeln auseinander. Aber ich kaufte irgendwelche Pocketwindeln – bei unserem damals viel auf dem Bauch liegenden Sohn taugten die so gar nichts, nach zwei Stunden war spätestens alles nass. Ich beließ es dabei.
Zufällig bin ich vor ca. zwei Monaten bei Ebay-Kleinanzeigen über eine Anzeige der Mutter eines „Vielpieslers“ gestolpert, die für sie schlecht funktionierende Überhosen verkaufte. Ich bat sie um Rat. Und ich recherchierte noch mal, diesmal breiter gestreut. Und bin auf Deine Seite gestoßen.
An manchen Stellen bin ich durch die vielen einzelnen Blogbeiträge durcheinandergekommen, aber das war auch der Vorteil: wenige zusammenhängende Informationen zu einem Thema in kurzer Zeit. Mich überzeugte das System Überhose schließlich – alles andere ist auch irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes.
Da ich glaubte, Klett sei besser, bestellte ich eine sowohl Bambino Mio Überhose als auch eine Überhose mit Druckknöpfen.
Unser Weg zur optimalen Stoffwindel: So gelang der Umstieg
Zu unserem Kleinen: Zum Zeitpunkt des Umstiegs war er etwa anderthalb Jahre alt, konnte schon seit ein paar Monaten bedingt anhalten (bis zu zwei Stunden), weigerte sich jedoch, auf dem Töpfchen zu pinkeln. Das reine Draufsitzen war kein Problem, aber wenn er musste, heulte er und schrie und wollte runter. Er pinkelte jedoch da schon gern viel auf einmal.
Er ist ziemlich schlank: Die Sache mit dem Essen empfindet er als megalästig. Er wiegt bei etwa 85 cm irgendwas zwischen 11 und 12 kg – und er bekommt zwischendurch immer noch Pulvermilch extra dazu.
Das große Geschäft macht er zwischen 0- und 3-mal am Tag, von steinhart bis recht feucht ist alles möglich. Hat er wenig gegessen, kann es passieren, dass er nachts bis zu einem Liter Wasser trinkt – das schaffen selbst zwei Pampers (nacheinander, versteht sich) dann nicht.
Die erste Überhose, die wir testeten, war die Bambino Mio Miosoft
Klett erwies sich als unbequem, die Windel war zu steif – und weil ich ihm die Bambino Mio eng anlegen musste, schnitt sie bei ihm gern ein. Er jammerte öfter „aua“ (der Vorteil eines späten Umstiegs 😉). Außerdem ließ sie Feuchtigkeit vorne durch: Entweder verzeiht sie einen Waschfehler weniger gut oder sie ist insgesamt schlechter oder die Naht des Kletts ist wirklich ein Problem. Sie wurde also zu unserer Notfalloption.
Hinweis von Windelwissen: Die vordere Lasche der Miosoft ist keine Lasche für Einlagen, sondern dichtet den Klett zusätzlich ab. Die Einlage gehört also auf die Lasche.
Danach kam die Überhose von Milovia: ein ganz anderes Gefühl
Nichts schnitt bei dieser Überhose ein, die Windel sitzt deutlich besser. Bei entsprechender Saugkraft hält sie genauso lang wie eine Wegwerfwindel. Überlaufen gab es nur, wenn ich nicht aufgepasst habe, die Windel lang nicht gewechselt wurde und er viel getrunken hatte. Hatte er flüssigeren Stuhl, musste ich jedoch quasi immer die Überhose waschen, denn selbst mit Vlies erwischte er gern alles.
Toll finde ich auch die nebeneinander liegenden Druckknöpfe zur Weitenregulierung, das ist deutlich bequemer zum Schließen und macht die Stoffwindel kompakter.
Später versuchte ich auch mal „spaßeshalber“ ihm die Mullwindel um den Po zu wickeln (Dreieck mit Steg), und ich muss sagen, bei einem schmalen Kerlchen funktioniert auch das bei einer Milovia-Überhose und einer Mullwindel mit 70x70 cm. Allerdings muss man da sehr aufpassen, dass nichts rausguckt.
Brauche ich wenig Saugkraft, kommt entweder eine dünne Mullwindel oder nur eine Frottee-Saugeinlage aus Bio-Baumwolle rein. Dann reicht für uns die kleinste Einstellung. Und optisch sieht man unter der Hose noch nicht mal, dass er eine Windel trägt.
Das System Strickwindel-Wollüberhose testeten wir für die Nacht
Ich probierte das System häufiger, scheiterte jedoch. Für einen Vielpiesler nicht geeignet. Bis das Saugmaterial den riesigen Nachtschwall aufgenommen hat, hat das auch die Kleidung getan. Die Mullwindeln waren hinten trocken, aber das Bettlaken war schon nass.
Ich denke, bei kleineren Kindern – oder solchen, die weniger viel auf einmal pinkeln – kann das funktionieren, aber nicht bei uns. Außerdem war sie unserem Sohn zu warm; und die Größe passte auch nicht, weil er zu schmal ist für die „richtige“ Größe. Für tagsüber finde ich sie zu klobig, deswegen nutze ich sie da auch nicht.
Danach kam die Blueberry Capri Überhose
Die Blueberry ist breiter, ich kann sie besser stopfen, zumal sie ein doppeltes Beinbündchen besitzt wie die Bambino Mio auch (das ist aus meiner Sicht das Beste an ihr 😉). Mullwindel um den Po wickeln gelingt hier gut. Ich habe sie unter anderem auch nachts getestet. Das funktioniert, wenn es nicht gerade eine Vieltrinker-Nacht ist.
Die Bamboolik Duo Überhose kam zum Schluss
Hätte ich mit ihr angefangen, wäre ich vermutlich verzweifelt oder gar gescheitert. Die Öhrchen sind nichts für absolute Anfänger. Ich habe nur mittlerweile gelernt, dass die Laschen, egal welcher Art und ob vorne oder hinten, im Wesentlichen eine Anlegehilfe sind, es aber auch prima ohne geht. Und so nutze ich die Öhrchen teilweise einfach nicht, außer, ich fächere hinten auf.
Ansonsten ist die Bamboolik für mich die perfekte Mischung aus der Blueberry und der Milovia: mit Beinbündchen, breiter und am Bauch höher als die Milovia, aber mindestens genauso weich (eher noch weicher) und leicht zu handhaben. Ich nutze die Bamboolik gern als Nachtwindel. Um den Po wickeln gelingt hier am besten, zwei „Alte Zeiten“ von XKKO bekomme ich prima rein.
Im Übrigen haben wir die Variante mit Druckknöpfen – Klett ist für mich mittlerweile tabu. Schön wäre, wenn die Druckknöpfe zur Weitenregulierung auch nebeneinander wären, aber dann würde sie vermutlich auch insgesamt kleiner ausfallen. Auch ärgerlich ist, dass die Einfassung/der Saum ziemlich dick ist. Dadurch liegt die Überhose zwar besonders weich an, aber das fällt schon auf – und die Einfassung trocknet langsam, sie braucht sehr viel länger als der Rest der Überhose.
So schnell trocknen die Stoffwindeln
- Bei der Milovia braucht das Fleece bzw. der PUL unter dem Fleece am längsten zum Trocknen.
- Bei der Blueberry ist es die Einfassung, die am längsten braucht.
- Bei der Bamboolik ebenso.
- Am schnellsten trocknet die simple Bambino Mio, gefolgt von der Milovia, wenn man zwischendurch „aufklappt“, also die Laschen umdreht. Bamboolik und Blueberry brauchen vergleichbar lang.
Neuer Versuch beim Töpfchenbesuch
Unser Kleiner ist eigensinnig. Noch während die Bambooliks auf dem Weg zu uns waren, versuchte ich mich noch mal am Töpfchen, diesmal mit Belohnung:
- erst schon fürs Draufsitzen,
- dann bei erfolgreichem Geschäft,
- mittlerweile nur noch beim großen Geschäft mit Schokobon und, wenn er will, mit einer getrockneten Beere bei Pipi.
Nach einer Woche (in der die Bambooliks ankamen) landete Pipi zu Hause fast ausschließlich im Töpfchen, selbst bei Besuchen bei Bekannten klappte es. Kurz mal einkaufen gehen ist in der Regel auch kein Problem. Selbst der Mittagsschlaf funktioniert fast immer unfallfrei unten ohne.
Nur das große Geschäft, das bekommt er selbst jetzt nach zwei Wochen noch nicht wirklich hin (ich weiß, das ist noch keine Zeit). Wir haben also nur eine der drei bestellten Bambooliks ausgepackt. Testen muss ja sein. 😉
- Als Töpfchen haben wir ein Töpfchen aus der Drogerie. Er akzeptiert es und sitzt gern drauf, aber er hat das typische Jungs-Problem: Sitzt er nicht richtig, landet viel außerhalb.
- Auch bestellte ich ein LittleStar-Töpfchen. Ihm ist es eigentlich noch zu groß, das Problem des Danebenpinkelns ist sogar noch größer. Aber er findet es super, erstens, weil er lümmeln kann (prima, Geschütz nach oben ausrichten…), zweitens, weil er es auseinanderbauen und so leichter ins Bad tragen kann (wo es die Belohnung gibt).
- Außerdem haben wir noch einen Toilettenring. Auch der klappt, aber das kann er nicht allein (er steht sonst einfach im Spiel auf, auch wenn ich nicht im Zimmer bin, rennt aufs Töpfchen, pinkelt und schreit „weg“, was für mich heißt: Ich muss ausleeren).
Mittlerweile nutzen wir unterwegs Trainerhöschen. Ich finde sie super.
Mullwindeln und Einlagen: der Mix macht’s
Mullwindeln und Einlagen haben wir querbeet:
- Die XKKO „Alte Zeiten“ halten echt viel, tragen aber gut auf. Sie sind von der Saugkraft her mit einer normalen Drogeriemarktwindel vergleichbar, spätestens mit einer kleinen Zusatzeinlage.
- Die XKKO „Bird Eye“ sind dünner, halten weniger lang und sind für kurze bis mittlere Wickelintervalle geeignet.
- Waschlappen sind unsere Mini-Einlage, sie sind recht dünn und tragen selbst mehrfach gefaltet kaum auf.
- Auch Prefolds trocknen ewig nicht, außerdem finde ich ihre Größe irgendwie doof.
- Zwei zu einer Prefold zusammengenähte Geschirrtücher (wir haben zu viele davon) finde ich besser, sie ist dünner und trocknet daher schneller. Außerdem ist sie bunt. 😉
- Ansonsten habe ich noch aus der Spuckzeit Mullwindeln. Auch die saugen recht gut, vielleicht etwas besser als die „Bird Eye“, sind aber bei uns durch das Waschen schon ziemlich steif und hart (hartes Wasser …). Ob das die Windeln von XKKO auch werden, weiß ich nicht.
Und auf dem Flohmarkt habe ich mir noch die unterschiedlichsten Mullwindeln von dünn bis mitteldick zusammengekauft – günstiger geht nicht – und so kommen wir mittlerweile wohl auf 50 Mullwindeln in unterschiedlichen Stärken, von denen auch einige einfach bei Oma und Opa gelagert werden.
Hat sich der Umstieg gelohnt?
Ich bin froh, umgestiegen zu sein, auch wenn es im Hinblick auf die Töpfchengeschichte wohl nicht wirtschaftlich ist. Aber immerhin ist ja noch ein Geschwisterchen geplant – und das darf gleich mit Stoff gewickelt werden (wenn der Papa mitmacht, ihm graut es vor dem Muttermilch-Stuhl).
Gaby
Liebe Gaby,
vielen Dank, dass du uns an eurem Übergang hast teilhaben lassen. Wir freuen uns, dass windelwissen.de schon bei euren ersten Schritten dabei war!
Auf der Suche nach der perfekten Stoffwindel bist du zu einer echten Expertin geworden, und ich bin mir sicher, dass nicht nur ich, sondern viele Leser und Leserinnen von deinen Erfahrungen profitieren. Und deinem Mann kannst du ja mal erzählen, dass Muttermilchstuhl komplett wasserlöslich ist. :-)
Julia und Jessica
Habt ihr Ähnliches erlebt? Oder habt ihr ganz andere Erfahrungen mit bestimmten Modellen gemacht? Dann erzählt in den Kommentaren doch von eurer perfekten Stoffwindel- oder Töpfchenlösung!