Puh, die Windel ist doch gerade frisch gewaschen – warum müffelt sie dann immer noch? Wenn deine Stoffwindeln nach Ammoniak stinken oder andere schlechte Gerüche ausströmen, wird es Zeit zu handeln.
Dem Problem stinkender Stoffwindeln auf den Grund gehen
Ich bin keine Verfechterin von übertriebener Hygiene. Kinderhände dürfen draußen nach Belieben rummatschen und wir sind so tierfreundlich, dass wir selbst Wollmäusen ab und an ein Zuhause geben. Wenn Stoffwindeln stinken, ist das aber ein Indikator für eine hohe Bakterienbelastung. Und diese bedeutet nicht nur für die Nase, sondern auch für die Hautgesundheit deines Babys Stress.
Du solltest darum unbedingt aktiv werden, wenn
- Stoffwindeln nach dem Waschen oder nach der Benutzung unangenehm riechen,
- dein Baby nach dem Tragen von Stoffwindeln oft einen wunden Popo bzw. Windeldermatitis hat oder
- regelmäßig von einem Pilz gequält wird.
Hinzu kommt, dass Stoffwindeln oft nicht allein stinken. Wenn du sie zusammen mit Handtüchern und Geschirrtüchern wäschst, beginnen auch sie schnell zu müffeln. Das Ergebnis? Mit Bakterien belastete Wäsche wird viel öfter gewaschen als hygienisch saubere, geruchslose Wäsche. Ein unnötig hoher Wasser- und Stromverbrauch ist darum vorprogrammiert.
1) Warum stinken die Stoffwindeln nach Ammoniak?
In jedem von uns leben etwa 100 Billionen (100.000.000.000.000) Bakterien. Allein in deinem Mund befinden sich 10 Milliarden Mikroben und auf deiner Haut 100 Billionen Bakterien. Die wenigsten dieser Bakterien schaden deinem Körper. Im Gegenteil: Sie bilden zum Beispiel die schützende Hautflora.
Das gilt auch für die Bakterien im Darm. 99 % aller im und am menschlichen Körper existierenden Bakterien leben im Verdauungstrakt und bilden die verdauungsfördernde Darmflora. Diese kleinen Winzlinge sind also überaus nützlich und sogar lebensnotwendig.
Die „falschen“ Bakterien können aber auch Krankheiten auslösen. Du erkennst sie unter anderem an ihrem Geruch. Viele modrige Gerüche stammen von Bakterien.
Und wie kommen diese Winzlinge in die Stoffwindeln? Urin ist bei gesunden Menschen steril und wasserlöslich. Bakterienfreie Stoffwindeln, in denen sich nur ein kleines Geschäft befindet, lassen sich darum theoretisch komplett mit Wasser reinigen. Fährst du zum Beispiel bald in den Urlaub? Dann kannst du durchnässte Einlagen, Überhosen oder Kleidung einfach schnell mit lauwarmem Wasser durchwaschen. Erst beim nächsten Mal gehören sie dann mit Waschmittel in die Waschmaschine.
Im Kot dagegen halten sich viele Darmbakterien auf. Aber das ist nur ein Teil des Problems. Denn die meisten Keime schleppst du über Handtücher und Geschirrtücher ein, die du zusammen mit den Windeln wäschst. In dem dauerfeuchten Klima deiner Hand- und Geschirrtücher fühlen sich Bakterien, wie zum Beispiel Noroviren, Rotaviren, Coli-Bakterien, besonders wohl und vermehren sich.
Da Stoffwindeln zum Trocknen länger brauchen als andere Kleidungsstücke, können sich Bakterien hier dann in rasantem Tempo vermehren. Ist alles trocken, riecht erst einmal nichts. Sobald die Windel aber wieder feucht wird, also beim ersten Urin, werden die Keime wieder aktiv und geben ihre Ausdünstungen von sich.
2) So stinken Stoffwindeln, wenn sie von Bakterien befallen sind
Dass ein großes Geschäft sehr unangenehm riechen kann, wissen Eltern allzu gut. Aber wann zeugt der Geruch von einem Bakterienbefall?
Diese Punkte weisen auf Bakterien in der Stoffwindel hin:
- Stoffwindeln stinken direkt nach dem Waschen.
- Stoffwindeln stinken nach dem ersten Urin.
- Handtücher und Geschirrtücher riechen unangenehm nach der ersten Benutzung.
- Du hast die Stoffwindeln gebraucht gekauft.
Der Geruchssinn ist ein sehr komplexes System. Was für den einen zum Beispiel ein besonders edler Käse ist, löst beim anderen Würgereiz aus. Wenn folgende Geruchs-Assoziationen entstehen, musst du allerdings von Bakterien in den Windeln ausgehen.
Stoffwindeln mit Bakterien riechen nach:
- Bauernhof
- Kuhstall
- Pumakäfig
- faulig, modrig
Nachtwindeln nehmen unter den Stoffwindeln eine Sonderstellung ein. Da das kleine Geschäft oft viele Stunden in der Windel verbleibt, musst du dir bei einem leichten Ammoniak-Geruch keine Sorgen machen. Allerdings sollten sie nur stinken, wenn du deine Nase näher als 5 cm an die Stoffwindel heranhältst. Befindet sich die Windel eine Armeslänge von dir weg und stinkt immer noch extrem, dann riechst du wahrscheinlich Bakterien-Ausdünstungen.
Von Bakterien befallene Nacht-Stoffwindeln erkennst du daran:
- Morgens hast du Angst davor, den Schlafsack zu öffnen, weil dir fast schwindelig wird.
- Sobald du deine Nachtwindel in die Windeltonne legst, stinkt die ganze Wohnung.
- Du möchtest am liebsten nachts auf Stoffwindeln verzichten und wieder Wegwerfwindeln kaufen, weil durch sie alle Stoffwindeln müffeln.
Stinkende Handtücher, Geschirrtücher und andere Wäsche ist ebenfalls ein Indikator für Bakterien in der Wäsche. Wäschst du deine Stoffwindeln gemeinsam mit Handtüchern und Geschirrtüchern, solltest du bei folgenden Punkten aktiv werden.
Anzeichen für Bakterien in Stoffwindeln bei gemeinsamer Wäsche:
- Handtücher für Hände und Gesicht müffeln schon nach einem Tag.
- Ein Duschhandtuch kannst du nur ein paar Tage verwenden.
- Geschirrtücher müffeln schon, nachdem du einmal Geschirr abgetrocknet hast.
3) Keimentwicklung und Gestank vorbeugen
Keime haben zwei große Feinde: Hitze und Chemie. Für die meisten Stoffe reichen darum 60 °C gemeinsam mit Sauerstoffbleiche aus, um den Großteil der Bakterien abzutöten. Die Stoffwindeln stinken dann nicht mehr und sind sanfter für die Haut.
Bei Stoffwindeln und Einlagen, die aus vielen (bis zu 8) Lagen bestehen, sind die innen liegenden Schichten allerdings so gut abgeschirmt, dass eine größere Anzahl an Bakterien zurückbleiben kann. Da mehrschichtige Stoffwindeln und Einlagen darüber hinaus langsamer trocknen, können sich die Bakterien im Inneren sehr leicht vermehren. Was du in diesem Fall tun kannst, erfährst du im nächsten Kapitel.
4) Bei Bedarf Stoffwindeln auskochen
Wenn Stoffwindeln trotz Sauerstoffbleiche und 60 °C müffeln, müssen härtere Geschütze aufgefahren werden. Aber keine Angst, auch das ist kein Hexenwerk! Ich habe letztens eine kenianische Familie per E-Mail interviewt und gefragt, wie sie und ihre Bekannten Stoffwindeln waschen. Ihre Antwort? Die Stoffwindeln werden immer in einem Eimer mit kaltem Wasser und Colorwaschmittel gewaschen (mit Duftstoffen und allem Pipapo!). Sobald es sich aber nach einigen Wochen andeutet, dass das Kind einen wunden Popo bekommt, werden die Stoffwindeln ausgekocht und desinfiziert. Danach ist alles wieder gut!
Das nenne ich pragmatisch.
Diese Herangehensweise kannst du kopieren:
- Wasche deine Stoffwindeln nach deiner bevorzugten Waschmethode. Waschmittel und Waschtemperatur spielen nur eine untergeordnete Rolle.
- Sobald die Stoffwindeln stinken oder dein Baby einen wunden Popo bekommt, kannst du alle kochfesten Windeln bei 90 °C mit Vollwaschmittel waschen.
- Alle anderen Windeln, bei denen sich das PUL lösen könnte, die Gummis ausleiern können oder der Klett beschädigt würde, darfst du nicht bei so einer hohen Temperatur waschen. Bei ihnen kannst du Hygienespüler verwenden, um Bakterien zu entfernen. Vorbeugend hilft es auch, wenn du die Laschen von Überhosen beim Waschen immer mal wieder nach links drehst. Aber benutze dabei unbedingt ein Wäschenetz, damit die Überhose nicht beschädigt wird!
Zusatztipp:
Wenn du saugfähige Mullwindeln mit Überhose kaufst, dann sparst du dir viele Sorgen. Sie können jederzeit bei 95 °C ausgekocht werden und trocknen extrem schnell. Damit lässt du Bakterien keine Chance! Warum dieses System noch unser Favorit ist und welche anderen Stoffwindelsysteme es gibt, kannst du hier nachlesen.
5) Noch intensiver
Du willst es noch intensiver? Dann lies dir den Blogbeitrag zum Stoffwindeln strippen (Grundreinigung) durch.