Stoffwindeln direkt nach der Geburt im Krankenhaus mit deinem Neugeborenen

Hier kommt Tabea zu Wort:

1. Löst sich Mekonium (Kindspech) aus den Stoffwindeln?

Die gute Nachricht zuerst: Der erste Stuhlgang deines Neugeborenen wird so geruchsarm sein wie kein anderer. Die schlechte: Er ist sehr zäh, schwarz und klebrig. Alle Neugeborenen entleeren in den ersten Tagen nach der Geburt ihr sogenanntes Kindspech – auch Mekonium genannt. Mekonium ist eine Mischung aus eingedickter Gallenflüssigkeit, Hautzellen und Fruchtwasser. Und das nicht zu knapp: Du glaubst gar nicht, wie viel Stuhlgang sich in so einem kleinen Bauch verstecken kann. Jedes Mal, wenn du dir sicher bist „Jetzt ist alles raus“ – kommt noch eine Ladung hinterher. Dafür ist dieses Vergnügen nicht von allzu langer Dauer. Im Idealfall kommt schon nach 24 bis 36 Stunden der sogenannte Übergangsstuhl und schließlich normaler Muttermilchstuhlgang.

Aber eignen sich Stoffwindeln überhaupt für das Kindspech? Und werden sie danach wieder sauber? Mekonium ist so klebrig, dass es sich an alles heftet, was in seine Nähe kommt. So sehr es auch an der Haut haftet, so einfach löst es sich aber wieder in deiner Waschmaschine. Aus Mikrofaser (z. B. Fleece von Pocketwindeln, Trockenfleece) geht es darum ohne Rückstände heraus, in Baumwolle und Bambus hinterlässt es manchmal dunkle Flecken, allerdings weniger als Muttermilchstuhl. Keine Sorge: Auch diese Flecken lassen sich mit ein paar Tricks (Fleckenlöser und Sauerstoffbleiche) ziemlich einfach wieder entfernen.

Willst du möglichst wenig Fleckenmittel benutzen, empfehlen ich dir ein dickes, wegwerfbares Windelvlies. Damit kannst du den direkten Kontakt mit der Stoffwindel minimieren.

Das spricht für Stoffwindeln in den ersten Tagen nach der Geburt:

• Mekonium lässt sich problemlos aus Stoffwindeln entfernen. Eventuell benötigst du aber ein Fleckenmittel oder Sauerstoffbleiche, um hartnäckigere Flecken ganz zu entfernen.

Das spricht für Wegwerfwindeln in den ersten Tagen nach der Geburt:

• Du musst dir keine Gedanken um Mekonium und Flecken machen, musst aber eventuell einen Kompromiss mit deinem Umweltbewusstsein eingehen.

2. Wie oft muss ich meinem Neugeborenen die Windel wechseln?

Frischgebackene Eltern haben meist ein ganz natürliches Bedürfnis: Nachdem ihr Kind uriniert hat, wollen sie sofort die Windel wechseln! Aber ist das überhaupt nötig? Tatsächlich scheinen viele Neugeborene nach einigen Tagen das nasse Gefühl, das sie im Mutterleib gewohnt waren, schon vergessen zu haben. Schon lange gibt es Forschungen zur Kommunikation der Babys in den ersten Lebenswochen. Dabei konnte das australische Team rund um Priscilla Dunstan für Nässe und Unwohlsein auf der Haut sogar einen eigenen Wein-Laut dingfest machen. Wenn dein Baby auf den Laut „Heh“ weint, ist meist die Zeit für einen Wechsel gekommen.

Für ein häufiges Windelwechseln spricht auch, dass Stoffwindeln für Neugeborene ziemlich dünn sind. Allerdings besteht kein Grund zur Panik. Zum einen sind die Urinmengen nach der Geburt noch vergleichsweise gering. Zum anderen ist eine feuchte Stoffwindel nicht schädlich für die Haut deines Babys. Die Inhaltsstoffe des Urins sind in der Regel unproblematisch für die Haut, sodass ein Baby auch mit nasser Windel friedlich weiterschlafen darf. Erst nach einigen Stunden, wenn du die Windeln schon längst gewechselt hast, zerfällt Urea langsam zum reizenden und stechend riechenden Stoff Ammoniak.

Falls du trotzdem das Gefühl hast, dass dein Baby die Nässe der Stoffwindeln unangenehm findet, dann kannst du die Stoffwindeln häufiger wechseln oder ein wegwerfbares, trockenhaltendes Windelvlies auflegen. Dieses fühlt sich auch nach dem kleinen Geschäft trocken an.

Auch bei Wegwerfwindeln ist es nicht ratsam, die Windel sehr lange am Babypopo zu lassen, obwohl sie sehr saugstark sind. Große Windelhersteller empfehlen darum einen Wechsel nach spätestens zwei Stunden. Tatsächlich wirst du selbst am besten merken, wann ein Wechsel wirklich nötig ist. Neugeborene urinieren in den ersten Tagen recht selten und nur sehr wenig. Die kleinen Flüssigkeitsmengen lassen eine Wegwerfwindel-Nutzung schnell zur Verschwendung werden.

Das spricht für Wegwerfwindeln in den ersten Lebenswochen:

• Wegwerfwindeln fühlen sich sehr trocken an.

Das spricht für Stoffwindeln in den ersten Lebenswochen:

• Durch den Fingertest – mit dem Finger nach Nässe tasten – merkst du sofort, wenn dein Baby uriniert hat.
• Eine leicht feuchte Windel schadet der Babyhaut nicht. Wenn du aber trotzdem Bedenken hast, kannst du ein Trockenfleece in die Stoffwindel legen, sodass sie sich sehr trocken anfühlt!
• Häufiges Wechseln belastet die Umwelt nicht mit unnötig Müll.

3. Wer wechselt deinem Baby in den ersten Lebenstagen die Stoffwindel?

Auch wenn du nach der kräftezehrenden Geburt eine Pause brauchst, soll dein Baby nicht unnötig lange seine Ausscheidungen am Körper tragen. Hier kommt die Wahl der Stoffwindel noch einmal in besonderer Weise zum Tragen. Denn ob du selbst von Beginn an wickeln wirst, hängt in entscheidendem Maße davon ab, wie es dir geht! Aber auch wenn du dich schnell von der Geburt erholt hast: Diese ersten Tage sind die beste (und manchmal einzige) Gelegenheit, weitere Pflegepersonen – wie den Papa – selbst üben zu lassen. Du selbst hast dazu noch so viel Gelegenheit!

Da dein Mann, die frischgebackene Patentante oder die Klinik-Schwester im Umgang mit Stoffwindeln im Zweifel noch nicht sicher sind, empfehlen sich für den Anfang die einfachsten Windelsysteme. Jeder, der sich neu mit der Stoffis beschäftigt, freundet sich umso leichter mit dieser Hürde an, je einfacher die Handhabung ist. Im Optimalfall gewinnst du so einen Stoffwindel-Fan, der dir im Alltag zur Seite steht!

Das spricht für Wegwerfwindeln:

• Jeder kennt sie.
• Die Krankenschwestern können dir und deinem Partner erklären, wie die Wegwerfwindeln angelegt werden.

Das spricht für Stoffwindeln:

• Du möchtest der Welt Stoffwindeln zeigen.
• Dein Partner und du müsst euch später nicht mehr umgewöhnen, sondern könnt das Wickeln gleich mit Stoffwindeln üben.

4. Wie lässt sich die Wäsche der Stoffwindeln im Krankenhaus organisieren?

Die Tage, die du in der Klinik verbringst, gilt es auch logistisch zu planen. Geh davon aus, dass du am zweiten und dritten Tag nach der Geburt gut und gerne 10 bis 14 Windeln wechseln wirst – auch wenn die Ausscheidungen eher klein sind.

Wenn du dich dafür entschieden hast, schon in der Klinik Stoffwindeln zu nutzen, packst du den ersten Satz Windeln gleich mit in deinen Klinikkoffer. Weitere Windeln kannst du – z. B. in Stoffbeuteln, die du nach Tagen beschriftest – zum Wechsel-Transport bereithalten.

Waschbare Wetbags oder Einmal-Plastikbeutel sind für den Heimtransport der genutzten Stoffwindeln notwendig. Hinterlegst du direkt an der Waschmaschine eine Waschanleitung für die Stoffwindeln, machst du es jedem spontanen Helfer leicht, euer Windelsystem korrekt zu pflegen. Oder ihr bestimmt nach Absprache eine „eingeweihte Windel-Wasch-Fachkraft“ aus eurem Umfeld.

Warnhinweis: Wenn ihr euch dazu entscheidet, die eigenen Stoffis in der Klinik zu nutzen, kann es passieren, dass sie versehentlich in der Klinikwäsche landen und nie wieder gesehen werden. Zieht daher auch in Betracht, vorab auf der Wöchnerinnenstation Erkundigungen einzuholen.

5. Wie bekommst du im Krankenhaus Mullwindeln?

Mullwindeln und Waschlappen sind echte Lebensretter. Denn sie ersparen euch eine große Portion an Planung und Nerven.

Bitte im Krankenhaus darum einfach um Mullwindeln als Spucktücher oder Waschlappen um den Po zu reinigen. Du kannst, aber musst nicht umständlich erklären, dass du sie tatsächlich als Windel benutzt. Gut zu wissen, auch als Argument für die Schwestern: Durch die knall-heiße Standard-Behandlung der Klinikwäsche bei 110° C haben Keime keine Chance!

Darüber kommt eine wasserabweisende Überhose, sodass die Kleidung trocken bleibt.

Von Kolleginnen, die schon viele Jahre als Kinderkrankenschwester arbeiten und inzwischen kurz vor dem Ruhestand stehen, wurde mir immer von der Zeit vorgeschwärmt, als die Kinder noch Stoffwindeln bekamen. Doch auch heute gibt es vereinzelt Kliniken, die noch komplett auf Windel-Müllberge verzichten. Mangels eigener Praxis-Erfahrung von Stoffwindeln im Klinik-Alltag habe ich dazu meine Windelfrei-Coach-Kollegin und Kinderkrankenschwester Shaline Geske befragt. In ihrer Erzählung klingt die Handhabung von der Stoff-Wickelei im Klinikalltag der anthroposophischen Filderklinik (Nähe Stuttgart) wunderbar und harmonisch: wenig Müll. Kein Plastik auf Babys Haut. Und die neugeborenen Eltern bekommen immer gleich mit, wenn ihr Baby die Windel gewechselt haben möchte.

Das Wickeln mit Wegwerfwindeln ist nicht minder kompliziert zu erlernen, berichtet Shaline, und verweist darauf, dass die meisten Eltern das Wickeln von einem so kleinen Baby sowieso in den ersten Tagen neu lernen müssen. Das Stoffwindel-erprobte Pflegepersonal weist in das Prozedere ein und steht mir Rat und Tat zur Seite. Den Heimweg treten die Neugeborenen dann meist dennoch in speziell dafür zur Verfügung gestellten Wegwerfwindeln an.

Das spricht für Wegwerfwindeln in den ersten Lebenstagen:

• Fast jede Klinik stellt dir Wegwerfwindeln kostenlos zum Wickeln zur Verfügung. Du musst weder deine eigenen Stoffwindeln mitbringen noch um Mullwindeln bitten.
• Du musst deinen Mann nicht bitten, die benutzten Stoffwindeln nach Hause zu bringen und zu waschen.

Das spricht für Mullwindel mit Überhose in den ersten Lebenstagen:

• Jede, wirklich jede Wöchnerinnenstation besitzt Mullwindeln, die du standardmäßig als Spucktuch und Unterlage ausgehändigt bekommst. Diese Tücher werden vom Krankenhaus – egal ob als Spucktuch, Unterlage oder als Windeleinlage genutzt – bei 100° C mit Vollwaschmittel gekocht und sind danach 100 % keimfrei.
• Viele Wöchnerinnenstationen legen auch flauschige große Waschlappen bereit, um den Körper und den Po deines Babys zu reinigen. Diese passen perfekt in kleine Überhosen!

Klicke hier, um kleine Neugeborenen-Stoffwindeln kennenzulernen:

5 Tipps für Stoffwindeln in den ersten Lebenstagen

• Mit etwas Planung und Unterstützung aus deinem Umfeld kann dein Wunsch, ab dem ersten Tag mit Stoffwindeln zu wickeln, in jedem Fall Realität werden.
• Wenn du die ersten Tage Mullwindeln (Spucktücher) oder Waschlappen nutzt, die auf jeder Wöchnerinnenstation vorhanden sind, fällt nahezu der gesamte logistische Aufwand weg. Da Klinikwäsche immer extrem heiß gewaschen wird, musst du dir auch um die Hygiene keine Sorgen machen. Fragen lohnt sich immer!
• Wegwerfwindeln sind nützliche Helfer, um besondere Situationen zu überbrücken oder die Beteiligten zu entlasten. Wenn es dir nach der Geburt noch nicht so gut geht, eure familiäre Situation oder ein anderer Umstand den Einsatz von Stoffwindeln zu schwierig macht und eure kleine Familie belastet, ist es Zeit, ohne schlechtes Gewissen auf Wegwerfwindeln umzusteigen.
• Wenn du Wegwerfwindeln benutzt, solltest du dich darauf einstellen, dass du wahrscheinlich einige Bodys mehr waschen musst, da Wegwerfwindeln flüssigen Muttermilchstuhl leichter entkommen lassen als Stoffwindeln.
• Das Wickeln mit Wegwerfwindeln muss wie das Wickeln mit Stoffwindeln eingeübt werden. Darum keine Panik vor Stoffis!

Fazit

Für dich, dein Baby und für deine Familie ist es immer das Beste, wenn du auch auf deine persönlichen Ressourcen achtest. Wäge darum ab, was am besten zu dir passt, und bereite dich mit Back-ups auf die ersten Tage mit deinem Baby vor. So wirst du viel Freude haben und die gemeinsame Zeit am besten genießen können! Denn das wünsche ich dir am meisten: Freude in deinem neuen Leben als Mama.

Wenn du mehr Inspiration zum Achten von Bedürfnissen und der Selbstbestimmung in deinem Leben als (werdende) Mama lesen magst, besuche mich doch auf meinem Blog. Ich habe dort auch einen kleinen Willkommensgruß für dich vorbereitet.

~ Deine Tabea Laue

Tipp

Hier kommst du zum umfangreichen Blogartikel Stoffwindeln für Neugeborene: Wie ihr entspannt startet und günstig wickelt.

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