Wie sieht der Alltag mit Stoffwindeln aus und wie kann man ihn vereinfachen?
Der persönliche Erfahrungsbericht von Romy beschreibt, was viele Eltern auf ihrem Weg zum Wickeln mit Stoffwindeln erleben: Nicht jede Routine ist sofort perfekt, aber mit ein paar Tricks lässt sich der Alltag mit Stoffwindeln entspannt bewältigen. Und er bringt sogar Freude!
Hallo Julia,
als ich schwanger wurde, war für mich sehr schnell klar, dass ich unser Baby in Stoff wickeln möchte – zuerst war das einfach nur ein Bauchgefühl. Nach der ersten Recherche, für welche dein „Windelwissen“ einfach perfekt ist, war ich überrascht, welche praktischen Lösungen es bereits gibt. Über die Vorteile in Sachen Umwelt und Geldbeutel müssen wir gar nicht erst reden.
1) Günstige und bequeme Stoffwindeln
Wir nutzen ausschließlich mitwachsende Überhosen mit Laschen in Verbindung mit den XKKO Alte Zeiten Mullwindeln und XKKO Bird Eye. Außerdem fand meine Mama auf dem Dachboden noch 20 Mullis und 20 „Steppchen“ von meinem Bruder und mir – fast vierzig Jahre alt und in einem super Zustand.
In der Nacht kommt noch ein Waschlappen als Mini-Booster dazu.
Und das soulely catch nutzen wir als Windelvlies, da es so schön groß ist und den Stuhlgang super auffängt.
2) Mit dem Stoffwindelstart Zeit lassen
Mein Mann war glücklicherweise sofort dabei und bereit, das Wickeln mit Stoffwindeln auszuprobieren. Nachdem ich deinen Artikel zum Stoffwindelstart gelesen hatte, haben wir uns bewusst Zeit gelassen und uns keinen Druck gemacht.
Mit vier Wochen haben wir unseren Sohn dann zum allerersten Mal in Stoff gewickelt. Und wir haben ihn auch tatsächlich „gewickelt“, d. h. erst die Mullwindel um den Popo geschlagen und dann eine mitwachsende Überhose darüber.
Neugeborenen-Überhosen hatten wir umsonst gekauft. ;-)
3) Anzahl der Stoffwindeln langsam erhöhen
Zu Beginn haben wir etwa eine bis drei Stoffwindeln am Tag zum Ausprobieren genutzt und uns dann im Laufe der Zeit immer weiter gesteigert.
Meine Freundin motivierte mich: „Jede Stoffwindel heißt eine Wegwerfwindel gespart.“ Mit drei bis vier Monaten haben wir tagsüber nur noch Stoffwindeln benutzt und seit dem sechsten Monat nutzen wir sie auch regelmäßig in der Nacht. Nun hat unser Sohn schon seit acht Monaten keine Wegwerfwindel mehr angehabt. Da ist einfach ein schönes Gefühl!
Ja, der Weg hat ein bisschen gedauert. Vor allem, da zu Beginn das große Geschäft nicht so riesig viel Spaß gemacht hat. Dafür gab es aber in Stoffwindeln nicht eine einzige „Kacka-Explosion“, wie man so schön sagt. Anders als bei Wegwerfwindeln ist ist die Kleidung mit Stoffwindeln immer sauber geblieben. Mit der Beikost war das dann auch gar kein Thema mehr.
4) Großen Windelsack verwenden
Wir waschen in der Regel jeden zweiten Tag und lagern die Windeln in der klassischen Oskar-Tonne mit einem großen Windelsack. Der Windelsack inklusive Stoffwindeln landet direkt in der Waschmaschine und so muss man keine nassen oder dreckigen Stoffwindeln vor dem Waschen anfassen.
5) Bodyverlängerungen, damit die Kleidung trocken bleibt
Auch Bodyverlängerungen verwenden wir jeden Tag, damit der Body keine Nässe aus den Stoffwindeln zieht.
6) Wäscheständer zum Hochziehen
Unser Problem mit dem Wäscheständer, der immer im Weg stand und zu Beginn auch viel zu klein war, haben wir mit einem selbst gebauten Deckentrockner gelöst. Die Wäsche hängen wir normal auf und ziehen dann mithilfe von Umlenkrollen das Wäschegestell an die Decke.
Dort oben stört die Wäsche niemanden, sie trocknet schneller und unser Sohn guckt immer gern zu beim Auf- und Abfahren. Außerdem ist die Wäscheleine türkis, was mir in Verbindung mit dem Holzrahmen immer gute Laune bringt.
7) Die Stoffwindeln für die Kita vorbereiten
Seit zwei Monaten geht unser Sohn auch in den Kindergarten. Wir geben eine kleine Nasstasche mit, in die die benutzen Stoffwindeln geruchsdicht zwischengelagert werden können. Außerdem sind die Stoffwindeln schon fertig vorbereitet: Die Mullwindeln und das Windelvlies liegen in der Überhose, wo sie wegen der Laschen auch nicht rausfallen können. Angelegt wird die Windel dann in einem Schritt: Fast so schnell wie eine Wegwerfwindel.
Obwohl die ErzieherInnen das vorher gar nicht kannten, haben sie sich an das Thema herangewagt und machen das einfach großartig! Für uns ändert sich dadurch auch nichts in der Waschroutine.
8) Welche Überhose muss als nächstes gewaschen werden?
Allerdings haben wir inzwischen trotzdem 14 Überhosen angesammelt – sie sind einfach zu schön. Damit wir uns merken, welche Überhose mal wieder in der Waschmaschine mitfahren darf, haben wir einen kleinen Bilderrahmen angefertigt. Auf ihm dokumentieren wir die Wäschen.
9) Stoffwindeln mit dem Abhalten und dem Töpfchen kombinieren
Baby abhalten? Neben dem wunderschönen Gefühl, sein Kind in Stoff zu wickeln, finde ich es auch gut zu wissen, wann unser kleiner Mann pieselt. Wir lernten seinen Rhythmus wirklich gut kennen, da wir seine nasse Windel immer sofort wechseln. (Was man natürlich nicht unbedingt machen muss.)
Teilweise waren das bis zu 15 Windeln am Tag!
Wenn wir wussten, dass ein kleines oder großes Geschäft anstand (nach dem Stillen oder nach einem längeren Schlaf), setzten wir ihn darum schon früh direkt aufs Töpfchen. Jetzt ist das Töpfchen schon etwas Normales für ihn und er genießt es regelrecht, wenn er dabei aus dem Fenster schauen oder ein Buch angucken kann. :-)
Kleine Rückschläge mit All-in-Ones
Etwas, was für uns nicht funktioniert hat, sind All-in-Ones. Wir hatten welche von Blueberry. Diese sind sehr schön verarbeitet, saugfähig und machen einen recht schmalen Popo, aber ich habe das Gefühl, dass sie nie so sauber werden wie Mullwindeln. Außerdem trocknen sie viel zu langsam. Zusätzlich zur Blueberry hatten wir auch die All-in-One von Bambino Mio. Auch wenn ich sie an sich gut fand, störte uns zusätzlich noch der Klettverschluss.
Weiter so!
Ich bin zufrieden damit, wie alles gelaufen ist. Dass wir die ersten Wochen Wegwerfwindeln genutzt haben, fand ich nicht schlimm. Danach die Stoffwindeln auszuprobieren, war spannend, und jetzt gehört es zu unserem normalen Alltag, unserem Sohn eine Stoffwindel anzulegen. So normal, wie für uns zu Beginn die Wegwerfwindeln waren.
Danke, Julia, dass du mit deinem Blog so gute Aufklärungsarbeit leistest und tolle Tipps und Tricks zum Thema gibst.
Alles Gute und weiter so.
Romy